Samstag, 7. Oktober 2017
Baustelle
Das Leben ist ja eine Baustelle, die nie fertig wird.
Ständig ändert sich entweder etwas im Umfeld, oder man ändert sich selbst.
Nur wann hat man sich genug geändert?
Genug angepasst, egal ob seinen Liebsten oder seinen eigenen Wertvorstellungen, die in ein paar Jahren, oder spätestens Jahrzehnten dann keine Gültigkeit mehr haben.
Leben heißt wandeln und wenn ich zurückdenke, was ich wollte, als ich im zarten Jugendalter war, oder was ich geworden bin, oder was ich hätte werden können, oder sollen, oder war.

Es ist ein komisches Gefühl zurückzublicken.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass meine Erinnerungen nicht den Erinnerungen meiner sozialen Kontakte gleichen.
Ich hatte beispielsweise vor einiger Zeit zwei Verflossene getroffen, wovon Eine mir sehr wichtig war, aber Beide haben sich nicht an mich erinnert.
Egal wie wenig Schmeichelhaft dies für mein Selbstwertgefühl und meine Eitelkeit war, es war auch sehr verwirrend und einfach seltsam.
Wenn man einer erzählt, was gerade an Erinnerungen hochschießt und die Dich seltsam leer und fremd und unsicher anblickt.
Bei der "Wichtigen" dachte ich, unsere Beziehung hätte eineinhalb Jahre gedauert, oder etwas länger, aber als ich nach dem zufälligen Treffen in meinem Tagebuch aus damaliger Zeit nachlas, stellte ich fest, es war nur etwas über ein halbes Jahr, in meiner mir wichtigen Pubertätszeit.
So täuschen sich Erinnerungen und Zeitgefühl.
Die Frau war mir so wichtig, dass ich unsere Beziehung gedanklich als viel länger wahrnahm, als es tatsächlich geschehen ist und Sie konnte sich nicht einmal mehr an mich erinnern.
Nach ein paar Höflichkeitsfloskeln verschwand sie wieder aus meinem Leben und in meiner Erinnerung bleibt sie das junge Ding, das sie damals war.

Und ich blicke nach wie vor lieber nach vorne, denn zurück, auch wenn sich diese Rückblicke nicht immer vermeiden lassen.

Die Vergangenheit ist vorbei und die Zukunft bleibt im rosa schimmernden Schleier der Verheißung immer unerreicht, aber bald, ganz bald, so nah.

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