Sonntag, 23. September 2018
Was für ein Theater
Neulich schenkten mir nette Menschen, die ich eigentlich nicht kenne, Theaterkarten.
Dieses Theater war in der nächstgrößeren Stadt beheimatet, so dass ich eine Zugfahrt in Kauf nehmen mußtwollte.
Dort angekommen suchte ich mir erst ein kleines bescheidenes Hotel, das meinen kleinen bescheidenen Ansprüchen genügte und nachdem ich etwas ruhte, machte ich mich für den Abend fertig.

Wenn ich andere Leute fertig mache, so bedeutet dies Gewaltanwendung, aber in meinem Fall war ich humaner eingestellt und somit geduldiger, also kleidete ich mich in meinen besten Anzug. Durchgehend schwarz und die Jacke leicht glänzend, wenn das Licht im richtigen Winkel darauf fiel, fühlte ich mich bestens gewappnet und machte mich auf den Weg.

Im Foyer wurde ich gestoppt und der Räumlichkeiten verwiesen, auf meine Nachfrage hieß es, Taucheranzüge wären als unpassend angesehen.
Somit kehrte ich unverrichteter Dinge ins Hotel zurück, sah aber ein aufgeben und resignieren nicht als richtige Option und kleidete mich in meinen zweitbesten Anzug.
Grün mit hellen Streifen.
Was rein Schwarzes hatte ich nicht mehr, aber ich hatte gesehen und bemerkt, obwohl Damenkleidung nicht zur Option meiner besonderen Aufmerksamkeit gehörte, dass die Damen dort auch teilweise recht bunt und farbenfroh und mit glitzernder Stola gekleidet, willkommen waren.

Nach meiner Ankunft ergatterte ich ein Glas Sekt, der erste Teil der Vorführung war gerade am Laufen und ich entschloss mich, nach der Pause meinen Platz zu suchen und dementsprechend nachträglich zu besetzen, als ich wieder für mich plötzlich und unerwartet des Gebäudes verwiesen wurde.
Auch Schlafanzüge waren nicht erwünscht.

Geknickt kehrte ich ins Hotel zurück, trank mir in der Minibar Mut an und zog meinen letzten mitgebrachten Anzug über.
Die Spätvorstellung des Theaters war noch erreichbar.

Jetzt kam ich gerade mal ein paar hundert Meter weit, als mich eine Polizeistreife aufgriff und festsetzte.
So ein Sträflingsanzug zur Nichtfaschingszeit ist tatsächlich einfach nicht zu empfehlen.
Nach einer Nacht in der Ausnüchterungszelle wurde ich am nächsten Tag entlassen und fuhr in meinem Hosenanzug mit dem Zug wieder nach Hause.

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