Freitag, 3. November 2017
Omeiomei
Das Experiment ist nicht geglückt und mein Wunsch ging nicht in Erfüllung.
Vielleicht liegt es daran, dass Oma keine Stimmbänder mehr hat und somit nicht mehr sprechen kann.
Ich weiß es nicht.

Der Anblick wird mir täglich mehr und mehr zuwider, also, was mach ich mit den Knochenresten?
Eine Oma ohne Beine, die im Leben welche hatte, ist ein sehr, sehr trauriger und frustrierender Anblick.

Also bring ich die Reste in den Tierpark und vergrabe sie bei fast undurchdringlicher Dunkelheit im Außengehege der Löwen.
Natürlich nur halb, erstens freuen sich die Löwen sicherlich über etwas zum Spielen, wenn sie morgen wieder raus gelassen werden und schließlich soll Oma gefunden werden.
Mein letzter Akt der Gnade, sie wollte so gerne mal in die Zeitung.
Ich hatte sie zwar darin eingewickelt, aber sie wollte drin stehen und über sich lesen, bevor sie, wie jeder sonstige Artikel ihrer Tageszeitung, kleingeschnitten als Klopapier endete.
Das hat ja zu Lebzeiten nicht geklappt, also soll sich jetzt dieser Wunsch erfüllen.
Vielleicht kommt sogar das Fernsehen.

Ja, die werden leicht irritiert sein, wenn im Löwenfreigehege Menschenknochen gefunden werden.
Wird spannend zu verfolgen sein, so von Außen, wie die sich winden und nach Erklärungen suchen.
Meine letzte gute Tat für meine Oma.
Berühmt im Nachleben, wie sonst nur Maler es geworden sind.
Amen, Oma.
Ruhe sanft und, oder, aber, ganz wie Du willst, genieße die Aufregung.

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Omei
Oma spricht nicht mit mir und das macht mich langsam grantig.
Viele Menschen hören Stimmen im Kopf, warum kann ich da meine Oma nicht wiederbeleben?

Vielleicht muss ich sie mehr verinnerlichen und so nahm ich beide Beine, die sahen in der Stützstrumpfhose eh beschissen aus und kochte mir eine Suppe.

Zwei Kilo Knochen geben eine gute Brühe, so heißt eine alte Weisheit, aber ich kann dem nicht zustimmen.
Es waren mehr als zwei Kilo und ich hab sie lange kochen lassen, aber geschmacklich war es trotzdem grausam.
Nach zwei Stunden hatte ichs runtergewürgt und jetzt warte ich auf meine Erleuchtung, oder besser, dass ich erhöre, was ich schon so lange fühle.
Meine Oma in mir und bei mir und so nah, wie sonst nie ein Mensch einem anderen nah sein kann.

So verkneife ich mir meinen dringlichen Stuhlgang, ich will ihr noch ne Chance geben.
Komm Oma, sprich mit mir.
Sei mir nicht beleidigt und red endlich.
Bittebittebitte.

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