Dienstag, 27. November 2018
Edith
al bern, 20:16h
Letztens war ich in London.
Oder eigentlich genauer, letztens hätte ich in London sein können, wenn ich denn wirklich gewollt hätte.
Wollte aber nicht.
Genauso wie ich nicht nach Stockholm, Paris, Kopenhagen oder Mumbai wollte.
Aber hier, in diesem Zusammenhang wollte ich nicht nach London, habe mir dies aber vorstellen können, auch mit dem Hintergrund, wo ich schon überall war, wo ich eigentlich nie hinwollte und dann trotzdem dort angekommen bin.
Also,
wenn man in London ist, muss man auch, wie überall sonst, etwas essen.
Die Küche dort ist international, aber ich wollte etwas Einheimisches essen und was ist einheimischer, als Fisch & Chips mit Essig.
Keine Ahnung, ob mir das Schmecken würde, aber in meiner Vorstellung, die ich hier ganz privat und ungezwungen ausbreite, schmeckts mir nicht.
Dafür bewunderte ich die Dame am Nebentisch.
Sie hatte ein strenges Kostüm an, sehr figurbetont und war eine wunderschöne Augenweide.
Zarte Strümpfe umhüllten ihre schlanken, wohlgeformten Beine und die High Heels schienen auf ihrem Fuß gefertigt worden zu sein, so sehr umschmeichelten sie dieses Gehwerkzeug.
Vielleicht aufgrund meiner Beobachtung, böswillige Menschen hätten es auch als Starren bezeichnen können, kam sie an meinen Tisch und sagte "Edith".
Höflich stand ich auf, nannte mir ihren Vornamen, nee, ihr den meinen und setzte mich wieder.
Sie lesen, ich bin immer noch verwirrt.
Sie stöckelte näher, gab mir einen Klaps mit der flachen Hand auf den Hinterkopf und wiederholte "Edith".
Verunsichert und eingeschüchtert sah ich zu ihr auf.
Das Ganze wiederholte sich mehrmals.
Und dann nochmal.
"Edith" und ein Schlag auf den Hinterkopf.
Ich fühlte mich hilflos und überfordert.
Nicht dass ich die Nähe dieser Lady nicht genossen hätte, sie sah nicht nur gut aus, sondern roch auch noch so, wie sie aussah.
Umwerfend.
Trotzdem lasse ich mich nicht gerne von wildfremden Leuten, vor wildfremden Leuten, schlagen.
Auch nicht von anbetungswürdigen Damen.
Insofern regte sich Widerstand.
Ich bin halt tief in meinem Herzen Partisane.
Ihr wurde es anscheinend zu bunt, sie setzte sich neben mich, oder mich neben sich, nahm die Gabel in die Hand, fütterte mich und wiederholte zum ungezählten Male "Edith".
Jetzt begriff ich.
Sie meinte "Eat it!"
Das erinnerte mich an meine Kindheit, als ich noch brav und folgsam war und so leerte ich folgsam und brav, mein Tellerchen.
Anschließend hätte sie mich sicherlich mit nach Hause genommen, wenn ich denn in London gewesen wäre.
Ich hatte das ganz fest im Gefühl.
So genoss ich zumindest das Gefühl eines vollen Magens.
Gefühle sind wichtig.
Oder eigentlich genauer, letztens hätte ich in London sein können, wenn ich denn wirklich gewollt hätte.
Wollte aber nicht.
Genauso wie ich nicht nach Stockholm, Paris, Kopenhagen oder Mumbai wollte.
Aber hier, in diesem Zusammenhang wollte ich nicht nach London, habe mir dies aber vorstellen können, auch mit dem Hintergrund, wo ich schon überall war, wo ich eigentlich nie hinwollte und dann trotzdem dort angekommen bin.
Also,
wenn man in London ist, muss man auch, wie überall sonst, etwas essen.
Die Küche dort ist international, aber ich wollte etwas Einheimisches essen und was ist einheimischer, als Fisch & Chips mit Essig.
Keine Ahnung, ob mir das Schmecken würde, aber in meiner Vorstellung, die ich hier ganz privat und ungezwungen ausbreite, schmeckts mir nicht.
Dafür bewunderte ich die Dame am Nebentisch.
Sie hatte ein strenges Kostüm an, sehr figurbetont und war eine wunderschöne Augenweide.
Zarte Strümpfe umhüllten ihre schlanken, wohlgeformten Beine und die High Heels schienen auf ihrem Fuß gefertigt worden zu sein, so sehr umschmeichelten sie dieses Gehwerkzeug.
Vielleicht aufgrund meiner Beobachtung, böswillige Menschen hätten es auch als Starren bezeichnen können, kam sie an meinen Tisch und sagte "Edith".
Höflich stand ich auf, nannte mir ihren Vornamen, nee, ihr den meinen und setzte mich wieder.
Sie lesen, ich bin immer noch verwirrt.
Sie stöckelte näher, gab mir einen Klaps mit der flachen Hand auf den Hinterkopf und wiederholte "Edith".
Verunsichert und eingeschüchtert sah ich zu ihr auf.
Das Ganze wiederholte sich mehrmals.
Und dann nochmal.
"Edith" und ein Schlag auf den Hinterkopf.
Ich fühlte mich hilflos und überfordert.
Nicht dass ich die Nähe dieser Lady nicht genossen hätte, sie sah nicht nur gut aus, sondern roch auch noch so, wie sie aussah.
Umwerfend.
Trotzdem lasse ich mich nicht gerne von wildfremden Leuten, vor wildfremden Leuten, schlagen.
Auch nicht von anbetungswürdigen Damen.
Insofern regte sich Widerstand.
Ich bin halt tief in meinem Herzen Partisane.
Ihr wurde es anscheinend zu bunt, sie setzte sich neben mich, oder mich neben sich, nahm die Gabel in die Hand, fütterte mich und wiederholte zum ungezählten Male "Edith".
Jetzt begriff ich.
Sie meinte "Eat it!"
Das erinnerte mich an meine Kindheit, als ich noch brav und folgsam war und so leerte ich folgsam und brav, mein Tellerchen.
Anschließend hätte sie mich sicherlich mit nach Hause genommen, wenn ich denn in London gewesen wäre.
Ich hatte das ganz fest im Gefühl.
So genoss ich zumindest das Gefühl eines vollen Magens.
Gefühle sind wichtig.
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c. fabry,
Mittwoch, 28. November 2018, 09:46
Sehr schön,
spannend und witzig und überraschend ;-)
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al bern,
Mittwoch, 28. November 2018, 13:40
Ja, das ist einer meiner Lieblingstexte, meiner selbst geschriebenen.
Schön, wenn "Andere" dies auch so sehen.
Schön, wenn "Andere" dies auch so sehen.
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