Freitag, 17. August 2018
Gedankenwirrwarr
Meine Tochter hätte heute Geburtstag, wenn sie sich 2014 nicht das Leben genommen hätte.
Jetzt hock ich da, schwanke zwischen "scheißegal" und "wie konnte nur".
Suche Schuld und finde sie "eigentlich" nicht.
Zumindest nicht bei mir.
Oder doch.
Irgendwo, irgendwie.

Kinder sollten nicht vor ihren Eltern sterben.
Aber was hätte und sollte und wollte schon alles sein.
Es ist wie es ist und in mir ist ein Fleischwolf, der mich durch die Mangel dreht und ein Drehwolf, der meint, alles nicht so schlimm, ob jemand früher oder später stirbt, ändert nichts am Sterben an und für sich.

Ich ärgere mich, nicht oft genug dagewesen zu sein, als ich gebraucht wurde, aber sie war kein Kind mehr, das Schutz bedürfte, sondern eine erwachsene Frau, die sich anders entwickelt hatte, als von mir erhofft.

Mein Sohn entwickelt sich auch anders.
Die Distanz wächst und man steht daneben und zugleich neben sich.
Wütend und zornig und hilflos.

Wäre, hätte, sollte und wollte sind schlechte Begleiter, wenn man der Realität ins Auge schauen muss und diese zur hassverzerrten Fresse geworden ist.
Oder zumindest so gleichgültig, dass man nicht bemerkt, ob die Fresse Spiegelbild oder Alptraum ist.

Man ist gefangen im eigenen Ich.
Windet sich hin und her und überlegt, wann und wo man falsch abgebogen ist, auf der Überholspur des Lebens, das doch mal so gut und zufriedenstellend und so übervoll verlief und jetzt nur die Hülle einer ausgelutschten Weintraube zu sein scheint.
Nur bitterer.
Nichts Süßes mehr zu entdecken, zu schmecken, zu freuen.

Erinnerungen die sich um Erinnerungen drehen und einem immer wieder die eigene Hilflosigkeit aufzeigen.
Man kann nichts steuern auf diesem Schiff, nur abwarten und gewähren lassen und hoffen.
Immer wieder sinnlos hoffen, dass bestimmt, ja ganz bestimmt, eines Tages alles wieder besser wird.
Aber was soll schon besser werden?
Und wann?
Und wie?

Im Alter wird nichts mehr besser.
Nur Gleichgültiger.
Und endlicher.

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