Donnerstag, 7. Dezember 2017
Liebes Tagebuch
Sybille, die eigentlich Marion heißt, aber nicht ihren wahren Namen genannt wissen wollte, Sybille also, war die tollste Frau, die ich kenne, oder je nur aus der Ferne betrachtet, bewundern konnte.

Ihren tatsächlichen Namen eruierte ich bei unserem ersten Treffen in einem Cafe und bei demselben, als sie kurz zur Toilette verschwand, jedoch, aus mir unerklärlichen Gründen, ohne Handtasche.
Diese durchstöberte ich schnell und leidenschaftlich und fand so Hausschlüssel, Personalausweis und Handy, sowie diversen Kleinkram.
Den Hausschlüssel wollte ich im Zucker modellieren, um ihn dann nachmachen zu lassen, das hat aber nicht geklappt und sei nur am Rande, der Vollständigkeit halber erwähnt.

Sie war es nicht nur, diese tollste optische und von der Wesenheit vermittelnde Dryadengleiche Person, sie ist es noch, auch wenn ihre Krähenfüße, auf die in die Jahre gekommene Tatsächlichkeit ihres körperlichen Verfalls hinweisen und so ihre Menschlichkeit beweisen.
Der Körper welkt, die Persönlichkeit entfaltet sich auf dessen Verfallsfortschritt.
Im Idealfall.

Sybille ist so beeindruckend, dass sie, sollte sie ihre sonst vor sich hin- und verwesenden Hinterlassenschaften den Körperwelten des Plastinator Dr. Gunter von Hagens vermachen, ein eigener Kontinent sein müsste.
Mindestens.
Vielleicht auch ein eigenes Universum.

Gibt es ein größeres und direkteres Kompliment an eine Frau, sie als eines eigenen Kontinents würdig zu bezeichnen?
Ich weiß es nicht.

Aber Sybille wäre mir wohl etwas beleidigt, wenn sie davon wüsste, was ich hier schreibe.
Sie weiß es jedoch nicht.

So ein geheimes Tagebuch hat schon etwas für sich.

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