Donnerstag, 12. April 2018
Da sein
Da wünscht sich einer, nie geboren worden zu sein, um somit dieses Dasein nicht erfahren zu müssen, weil es ihn quält.
Andererseits zitiert oder schwadroniert, resümiert oder analysiert, brüskiert oder irritiert, lamentiert oder paralysiert, vielleicht auch assimiliert und (von mir aus auch) amüsiert er (mit) Texte(n), die er nie hätte zu Gesicht bekommen, wäre er nicht geboren worden.

Wie ist dies nun zu bewerten?

Ist dieses Nichtgewesensein tatsächlich besser, als dieses darüber schreiben, was wäre wenn?

Sind nicht erfahrene Orgasmen besser als die dazu gehörigen Erfahrungen?

Ist erlebte Nähe schlechter als nicht Erlebtes?

Ist Nichtvorhandensein dem Wissen um die Endlichkeit vorzuziehen?

Fragen über Fragen über Fragen.
Und wer weiß die Antworten?

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Um ehrlich zu sein,
finde ich es unsinnig, sich Gedanken darüber zu machen, was wäre, wenn man nie geboren worden wäre und gar keine Gelegenheit bekommen hätte, sich solche Gedanken überhaupt zu machen. Aber, sich alle möglichen anderen Fragen zu stellen, halte ich für sinnvoll.

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Tja, hat man tatsächlich keine Gelegenheit, sich ungeboren solche Gedanken zu machen?
Vielleicht macht sich die Seele eigene und/oder ähnliche Gedanken?

Aber grundsätzlich stimme ich Dir zu.

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Nun, es kommt wohl darauf an, wann die Seele entsteht und ab wann sie denken kann. Ich glaube ja, dass wir Menschen eine Seele haben, die unsere Persönlichkeit ausmacht, aber vor der Entstehung des eigenen Lebens, wird sie kaum existieren können. Oder wie stellst du dir das vor?

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Mein Glaube ist, dass die Seele schon vorher existiert und sich seine Eltern und sein Umfeld aussucht, um etwas zu "lernen".

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Ich kenne jemanden, der das Selbe glaubt, aber ich kann es mir auf diese Weise nicht vorstellen, sondern mir stellen sich diesbezüglich viele Fragen. Z.B. wo halten sich die Seelen denn auf, bevor sie sich ihre Eltern aussuchen? Oder, wie sollen sie das ohne ein Bewusstsein erkennen und beurteilen können? Wie und wann kommt eine Seele in den Körper des neuen Menschen?

Die Seelen-Frage ist in jedem Fall ein sehr interessantes Thema, mit dem ich mich immer wieder gerne beschäftige.

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Meine Erklärung lautet, es gibt Brahman, die Weltenseele und Atman, die individuelle Seele.
Atman kehrt nach dem jeweiligen Tod zu Brahman zurück und wird jeweils wiedergeboren, wenn sie Lust aufs Lernen und Entwickeln hat.

Das Alles ist jetzt natürlich stark vereinfacht erklärt.

Irgendwo hier war ich schon mal ausführlicher, aber ich will ja nicht belehren oder gar langweilen.

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Das kommt wohl aus der hinduistischen Religion,
wenn ich mich nicht irre. Bist du richtig religiös?

Wenn es mich langweilen würde,
hätte ich sicher nicht nachgefragt.

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Was ist richtig religiös?
Fanatisch bin ich nicht.

Das kommt aus der Zeit vor dem Hinduismus und ist, meines Wissens die älteste, noch praktizierte Glaubensrichtung.
Beim Hinduismus gibt es den Vielgötterglaube, beim Brahmanismus nicht und der Hinduismus ist eine Folge des Brahmanismus, wohl weil die Gläubigen Götter wollten, an denen sie sich "festhalten" und orientieren konnten.

Der Buddhismus ist aus meiner Sicht "eigentlich" eine Art Rückkehr zum Brahmanismus.
Nur wird dort das Nichts, das Nirwana, angestrebt und ich glaube nicht ans Nichts, sondern eben an eine Art kollektive Seelengemeinschaft.
Die Beiden sind aber ziemlich ähnlich.

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Mit "richtig" religiös meinte ich natürlich nicht fanatisch, weil das m.E. nichts mehr mit Religiosität zu tun hat, sondern schon krankhaft ist. Vielleicht hätte ich besser fragen sollen ob du einer Religion angehörst, also z.B.Hindu ist bist, aber offenbar bist du das ja nicht.

Im Buddhismus kann ich viel Weisheit erkennen, bin aber selbst keine Buddhistin oder in einer anderen Religion. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht gläubig bin, denn glauben tu ich schon, nur eben nicht an vorgegebene Religionen und auch nicht daran, dass die Seele sich den Körper, in des sie geboren wird, aussuchen kann. Aber die Vorstellung ist in jedem Fall interessant.

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Die Seele sucht sich ja nicht nur den Körper aus, sondern auch das soziale Umfeld.
Selbst wenn man das nur als Gedankenspiel sieht, ist da ja ein ganzer Rattenschwanz an Entscheidungen, der da dann mit hineinfällt und den man so durchspielen kann.

Was wäre wenn "mein Sein" einen anderen Kontinent, soziale Schicht, Genpool gewählt hätte?
Wie viel "Ego" wäre dann geblieben?
Wie wäre das Leben bei anderen Entscheidungen verlaufen?
Usw....

Für mich persönlich bedeutet mein Glaube, es gibt keinen Gott, aber durch die "Schwarmintelligenz" aller Seelen in Brahman vereint, durchaus eine dem Einzelwesen überlegene "Macht".

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Das ist...
...für jemanden, der z.B. in einem Armenviertel geboren wurde und lebt, sicher keine schöne Vorstellung, denn klar ist, dass sich Menschen die unter besonders schweren Bedingungen leben, ein besseres Umfeld und Leben für sich wünschen und sich bestimmt lieber ein anderes ausgesucht hätten. Also wenn diese Theorie stimmen würde, würden sich doch alle Seelen ein gutes Leben in einem "tadellosen" Körper aussuchen, oder nicht?

Fest steht in jedem Fall, dass wir alle nicht nur aus den eigenen Genen und der Seele bestehen, sondern auch durch unsere Familie, das soziale Umfeld, die Kultur in der wir leben, die Erfahrungen, die wir machen, etc. beeinflusst und in gewisser Weise auch geformt werden und woanders sicher anders wären.

An eine überlegene Macht glaube ich auch,
obwohl ich gar keiner Religion angehöre.

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Warum ist das keine "schöne Vorstellung"?
Ich finde diese Vorstellung sehr beruhigend, dass ich auch in einem beschissenen Leben nicht "umsonst" hier war, sondern Erfahrung sammeln konnte.
Und im nächsten Leben wieder.
Und wieder.
Und wieder.
Und wiede...
Und wied...
Und wie...
...

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Naja...
wenn man sich an einem "schlechteren" Leben orientiert, mag es ja eine schöne Vorstellung sein, aber wenn man sich an einem (scheinbar) "besseren" orientiert, das man vermutlich nie erreichen wird, ist es sicher keine schöne Vorstellung. Und die meisten Leute haben immer das vor Augen, was sie gerne hätten und/oder erreichen würden und denken gar nicht darüber nach, wie gut es ihnen im Vergleich zu anderen Menschen doch geht. Denn wenn sie das tun würden, wären viele vermutlich auch zufriedener mit ihrem Leben, als sie es sind. Aber, wenn du durch diese Denkweise auch in einem nicht so tollen Leben einen Sinn erkennen kannst, finde ich das super, denn es gibt sicher nichts schlimmeres, als sein Leben für sinnlos zu halten.

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Nun, ich weiß nicht, ob mein Leben "Sinn" macht, es stellt sich mir ja schon die Frage, wer über Sinn, oder Unsinn, richten oder bestimmen will.

Aber ich möchte einfach glauben, dass mein gelebtes Leben mit seinen subjektiven Erfahrungen nicht einfach endet und alle "Anstrengung" und Lernprozesse waren umsonst.

Das was Du beschreibst, ist ja die Gier des Egos und hat mit dem Sein der Seele nix zu tun, meine ich.

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Ich denke,
die Frage nach dem Sinn seines Lebens, kann nur jeder für sich selbst beantworten, aber die Anstrengungen und Lernprozesse, haben ganz bestimmt einen Sinn.

Auf welche Aussage von mir, beziehst du deinen letzten Satz, also, dass das, was ich beschreibe, "die Gier des Egos sein soll und mit dem Sein der Seele nix zu tun hat"?

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Damit meine ich, deine berechtigte, Bemerkung, dass ein Großteil der Leute auf die schielen, denen es (vermeintlich) besser geht, als sich um die eigene Zufriedenheit zu kümmern.

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OK...
...das stimmt natürlich und halte das auch nicht für gut und/oder sinnvoll, denn Neid ist eine ziemlich schlechte Eigenschaft, durch die man sich sein Leben nur selbst schwer macht. Es wäre wirklich sinnvoller, wenn sich die Leute mehr um ihre eigene Zufriedenheit kümmern würden, als immer nur auf das zu "schielen", was andere haben.

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